Du betrachtest gerade Podiumsgespräch: Partizipation als Standard im GPV?
Schild vor dem Eingang der Konferenz, auf dem steht: Gute Qualität im GPV: Standards und Übergänge im Fokus

10. März 2025

Wie gelingt gute Partizipation der Selbsthilfe in den Gemeindepsychiatrischen Verbünden (kurz GPV) – das war das Thema bei einer Podiumsdiskussion in Halle: „Partizipation als Standard im GPV? Selbsthilfe trifft Leistungsanbieter“. Unsere Vorstandskollegin Birgit Gulich gab Einblick in die Arbeit innerhalb des GPV in Magdeburg. „Ich bin für den Verband als stellvertretendes Vorstandsmitglied des GPV tätig.“ Trotzdem habe sie manchmal das Gefühl, dass das, was sie einbringt, nicht gehört werde. Solche und ähnliche Eindrücke lieferten auch Vertreter und Vertreterinnen aus den GPV anderer Bundesländer. So berichtete Melanie Schock, Patientenfürsprecherin aus Heidelberg, die ebenfalls auf dem Podium saß, sie habe immer wieder einen sehr beschränkten Status innerhalb ihres GPV.

Als zentrale Punkte, die für eine Partizipation unerlässlich sind, brachten alle Seiten auf dem Podium ein:

  • Augenhöhe mit den Profis im GPV, die beispielsweise aus Vertretern der Einrichtungen und der Stadt-/Gemeindeverwaltung kommen – also viel Fachwissen und Arbeitszeit mitbringen. Was dabei ebenfalls deutlich wurde: In den Gremien fehle oft die Perspektive, dass Angehörige alles ehrenamtlich machen, also Zeit und Energie in ihrer Freizeit aufbringen. Das bedeutet, dass für Sitzungstage auch Urlaub genommen werden muss.
  • Gehörtwerden – „Sonst bleibt es am Ende Scheinpartizipation“, sagte Sarah Schiffler aus Baden-Württemberg, die am Projekt IPAGs (Interessenvertretung Psychiatrieerfahrener und Angehöriger im Gemeindepsychiatrischen Verbund stärken) daran arbeitet, dass Teilhabe in den GPVs ermöglicht wird.
  • Faire Strukturen, die den Angehörigen und anderen Mitgliedern im GPV (wie zum Beispiel Psychiatrieerfahrenen) Stimmrechte und Mitsprache auch bei den Abstimmungen zuerkennen.

Weiterhin auf dem Podium vertreten waren Fabian Reich, der ein ambulant betreutes Wohnen in Viersen (Nordrhein-Westfalen) leitet, sowie Jochen Grzybek, der ein psychosoziales Zentrum in Wiesbaden führt. Außerdem dabei war Franz-Josef Wagner vom Landesverband Psychiatrieerfahrener Rheinland-Pfalz. Veranstalter der Podiumsdiskussion war die Bundesarbeitsgemeinschaft Gemeindepsychiatrische Verbünde (GPV). Sie war Teil einer Tagung („Gute Qualität im Gemeindepsychiatrischen Verbund“), die zwei Tage lang zahlreiche Vertreter aus der psychiatrischen Versorgung in Halle versammelte.

Was ist ein GPV?

Der Gemeindepsychiatrische Verbund (GPV) ist ein Gremium, in dem verschiedene Akteure psychiatrischer Angebote auf Leistungserbringerseite sowie Vertreter der Leistungsträger einer Kommune/einer Stadt/eines Landkreises zusammenkommen. Die Mitglieder verpflichten sich zur Kooperation und zur Organisation, um bedarfsgerechte, wohnortnahe und umfassende Hilfen für Personen mit einer psychischen Erkrankung zu gewährleisten. Es geht darum, gemeinsam der Versorgung aller psychisch kranken Bürger einer Region gerecht zu werden. GPV gibt es bundesweit; in Sachsen-Anhalt sind sie erst seit dem Jahr 2020 verpflichtend und stecken noch in den Anfangsjahren.